Der Deutsche Alpenverein (DAV) hat heute in einer Pressekonferenz die Ergebnisse seiner Emissionsbilanzierung 2022 vorgestellt. Rund 51.000 Tonnen CO2-Äquivalente hat der Verband im vergangenen Jahr verursacht. Aus dem Ergebnis der Bilanzierung leiten sich sowohl die weiteren Klimaschutzmaßnahmen ab als auch die Höhe der einzusparenden Emissionen – 30 Prozent Reduktion bis 2026 sind als Zwischenziel festgeschrieben, also über 15.000 Tonnen.

Umfassende Datengrundlage dank ehrenamtlichem Engagement

DAV-Präsident Roland Stierle ist stolz auf die Vorreiter-Rolle seines Vereins: „Kein vergleichbarer Verband hat bisher seine Aktivitäten so konsequent auf den Prüfstand gestellt. Die Daten sind für uns die Grundlage, den Klimaschutz im DAV konsequent und effektiv weiter voranzutreiben“.

140 DAV-Sektionen, vier Landesverbände und der Bundesverband haben ihre Emissionen für das Jahr 2022 erfasst. Dieser Querschnitt durch den Verband – mit Sektionen unterschiedlicher Lage und Größe, mit und ohne eigene Kletterhallen, mit bewirtschafteten und Selbstversorgerhütten – erlaubt eine Hochrechnung der Emissionen für den gesamten Verband. Das Ergebnis: Rund 51.000 Tonnen CO2-Äquivalente wurden durch Infrastruktur und Aktivitäten des Deutschen Alpenvereins verursacht.

Ehrenpräsident Josef Klenner freut sich über den großen Einsatz aller Beteiligten: „Damit beweisen wir, dass der Klimaschutz für den Alpenverein eine zentrale Aufgabe ist. Ich danke vor allem allen Ehrenamtlichen, die außerordentliches Engagement gezeigt haben und sich von diversen Hürden nicht entmutigen ließen“.

Die Mobilität bietet große Einsparpotenziale

Gut die Hälfte (52 Prozent) der Emissionen sind den rund 100.000 Veranstaltungen im Jahr zuzuordnen. Darunter fallen unter anderem die Kurse und Touren des DAV. Die An- und Abreise schlägt bei den Veranstaltungsemissionen am deutlichsten zu Buche (63 Prozent), gefolgt von den Übernachtungen (20 Prozent). Mit Bergbus-Angeboten in einigen Sektionen, der neuen Mitfahrplattform Moobly des DAV Summit Clubs in Kooperation mit dem DAV und der Überarbeitung von Kurs- und Tourenprogrammen zugunsten öffentlich erreichbarer Ziele gibt es bereits verschiedene Ansätze, die Mobilitäts-Emissionen zu reduzieren.

Aus der Emissionsbilanzierung lassen sich zudem Kennzahlen berechnen. „Solche Kennzahlen liefern einen internen Referenzwert: Wo liegt eine bestimmte Hütte im Vergleich, gibt es eventuell noch Einsparpotenziale“, erklärt der Klimaschutz-Projektkoordinator Dominik Birnbacher. Auf einer Schutzhütte, die nur in der Sommersaison geöffnet hat, verursacht eine Übernachtung im Schnitt 7,5 Kilogramm CO2. Eine Kletterhalle schlägt mit etwa 23 Kilogramm pro Quadratmeter Kletterfläche zu Buche.

Bilanz des Bundesverbands: Mobilität auch hier großer Faktor

3.610 Tonnen CO2 aus der Gesamtbilanz entfallen auf den Bundesverband mit der Bundesgeschäftsstelle, der DAV-Leistungssport gGmbH sowie den Hütten im Besitz des Bundesverbands (die Jugendbildungsstätte Bad Hindelang und die DAV Summit Club GmbH haben eine eigene Bilanzierung erstellt und werden hier nicht eingerechnet). Über die Hälfte (55 Prozent) der Emissionen der Bundesgeschäftsstelle sind dem Bereich „Einkauf, Dienstleistungen und Anlagegüter“ zuzurechnen, wozu beispielsweise Druck und Versand des Mitgliedermagazins Panorama, IT- und Versicherungsdienstleistungen fallen. Auch in der Bilanz des Bundesverbands spielen Mobilitäts-Emissionen aus Dienstreisen und An- und Abreise zu Veranstaltungen wie den Ausbildungskursen eine bedeutende Rolle.

„Derzeit sind bereits zwei Maßnahmen in der Umsetzung, um die Emissionen aus der Mobilität im Bundesverband zu reduzieren“, erklärt Stierle. „Aktuell werden unsere Kursangebote überprüft: Sind die Veranstaltungsorte gut öffentlich erreichbar? Werden sie nachhaltig geführt? Sind sie alpinistisch gesehen zukunftsfähig? Und wir haben in diesem Jahr bereits die Reisekostenrichtlinie überarbeitet“. Die neue Richtlinie fördert Bahnreisen, PKW-Anreisen sind jetzt nur noch zulässig, wenn eine öffentliche Anreise nicht möglich ist und müssen vorab genehmigt werden.

Aus den Emissionsdaten errechnet sich auch das Klimaschutzbudget. Sektionen, Landesverbände und Bundesverband verpflichten sich mit dem DAV-internen CO2-Preis, 90 Euro pro Tonne emittiertem CO2 in Klimaschutzmaßnahmen zu investieren. Für den Bundesverband bedeutet das ein Klimaschutzbudget von rund 325.000 Euro. Sektionen und Landesverbände, die 2022 noch keine Bilanzierung gemacht haben, sollen laut DAV-Klimaschutzkonzept fünf Prozent des Jahreshaushalts als Klimaschutzbudget nutzen.

15.300 Tonnen weniger CO2-Emissionen bis 2026

Mit dem Beschluss der Klimaschutzstrategie des DAV auf der Hauptversammlung 2021 wurde bereits das erste Zwischenziel fixiert: Eine Reduktion der Emissionen um 30 Prozent bis 2026 – das bedeutet, dass der Gesamtverband durch Klimaschutzmaßnahmen in den nächsten Jahren rund 15.300 Tonnen CO2 einsparen will. Weitere Einsparungsziele bis 2030 werden auf der DAV-Hauptversammlung 2025 beschlossen. Erst ab 2030 sollen nicht-vermeidbare Restemissionen kompensiert werden.